In den vergangenen Wochen häuften sich bei Banken und Sparkassen die Fälle, in denen Kriminelle mit echten Kontodaten aber gefälschten Unterschriften Gelder auf ausländische Konten umleiten konnten.
Mehrere Hundert Euro zapften Betrüger erst vor wenigen Wochen einem Geschäftsmann ab. An seine Kontodaten zu kommen war leicht – sie waren auf der Homepage sowie auf den Rechnungen und Kostenvoranschlägen des Betriebs aufgedruckt. Die Betrüger mussten diese Daten nur in ein Überweisungsformular eintragen, irgendwie unterschreiben und bei der Bank einwerfen.
Er ist kein Einzelfall – und auch nicht auf ein Kreditinstitut beschränkt. "Wir haben schon seit rund sechs Wochen verstärkt solche Betrugsfälle zu verzeichnen gehabt", sagt Michael Frech vom Vorstand der Sparkasse. Meist handelte es sich um Beträge unter 1.000 Euro. Die Gauner wissen, dass bei höheren Überweisungen die Bank die Unterschrift auf dem Formular schärfer kontrolliert.
Bei Beträgen unter 1.000 Euro aber haben Kriminelle leichtes Spiel. "Es ist schlicht nicht möglich, jede Unterschrift genau zu prüfen", gibt Frech zu. Auch die Verbraucherzentrale kann bestätigen, wie leicht den Betrügern oft die Arbeit gemacht wird. "Bei kleineren Beträgen können Sie mit Micky Maus unterschreiben und kommen damit durch", sagt der Kriminaltechniker Udo Hagemann vom kriminaltechnischen Institut Bundpol Security Systems aus Berlin.
Ein Grund dafür sei, dass die Banken Kosten sparen und die meisten Überweisungen einfach eingescannt und per Computer weiterbearbeitet werden. Ein zusätzlicher Vergleich der Unterschrift mit der des Kontoinhabers findet nur in Ausnahmefällen statt. Durch die Einführung des europäischen Zahlungssystems SEPA wird den Betrügern die Arbeit zusätzlich erleichtert, denn Überweisungen kommen so schneller an ihr Ziel und lassen sich nicht mehr rückgängig machen.
Bei manchen Sparkassenfilialen hat man auf die Betrugsversuche reagiert und zunächst einmal sämtliche Blankoformulare aus den Eingangsbereichen verbannt. Seit Dezember bekommt nur noch derjenige einen Überweisungsträger, der am Schalter danach fragt. Dies ist zwar gut gemeint, sagt Udo Hagemann, aber solange man dafür keinen Ausweis zeigen muss ist diese Maßnahme schlichtweg unwirksam.
Im Selbsttest überwies Udo Hagemann einen Betrag von 50 Euro auf das Konto seines Vorgesetzten – und unterschrieb dabei deutlich lesbar mit Micky Maus. Stimmt es, dass die Unterschriften einzeln geprüft werden, müsste der Bank die falsche Unterschrift eigentlich auffallen. Doch das Ergebnis war ernüchternd. Bereits am Folgetag kam das Geld auf dem Zielkonto an.
Das Ergebnis des Selbsttests fiel leider sehr ernüchternd aus
Der Selbsttest zeigt, wie einfach Betrüger an Ihr Geld kommen können. Tatsache ist, dass es für Bankkunden schwer ist, sich vor derlei Betrügereien zu schützen. Kontodaten sind durch das Internet mittlerweile weitgehend öffentlich. Nicht nur Geschäftsleute haben sie auf ihren Homepages, auch Onlineverkäufer geben sie an, um Käufern die Überweisung zu ermöglichen. Ohne eine Kontoverbindung funktioniert keine Transaktion auf Ebay. Kriminelle Datensammler verkaufen im Internet ganze Datensätze mit Tausenden Kontoverbindungen an nicht minder kriminelle Subjekte.
Der einzige Rat, den Udo Hagemann allen Kontoinhabern anraten kann, ist, sämtliche Kontoauszüge sorgfältig auf Auffälligkeiten hin zu untersuchen. Sollten dort Überweisungen auftauchen, an die man sich nicht erinnert, sollte man seine Akten noch einmal genau durchschauen. Dies gilt umso mehr bei einer Überweisung ins Ausland. Ist man sich sicher, von der Transaktion nicht zu wissen, sollte man sofort seine Bank informieren.
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